Statine in der Kritik: Nicht immer sind die Cholesterinsenker sinnvoll

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Erhöhtes Cholesterin ist in Deutschland praktisch eine Volksbeschwerde. Mehr als die Hälfte aller erwachsenen Deutschen haben erhöhte Blutfettwerte. Oft bekommen betroffene Patienten Statine als Cholesterinsenker verordnet. Doch die Kritik an den Medikamenten nimmt zu.

Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin

Erhöhte Cholesterinwerte sind einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Dabei ist Cholesterin im Körper lebenswichtig und fungiert als Baustein in allen Körperzellen. Nur ein geringer Teil des Cholesterins im Blut wird über die Nahrung aufgenommen, das meiste wird von der Leber synthetisiert.

Jedoch ist Cholesterin nicht gleich Cholesterin. In der HDL-Form wird Cholesterin sogar als “gut” bezeichnet und schützt laut gängiger Lehrmeinung die Gefäße bzw. verhält sich neutral. Das “schlechte” LDL-Cholesterin jedoch fördert Arteriosklerose, die als Ursache hinter jeder Herz-Kreislauf-Erkrankung steckt. Dennoch bietet der Gesamtcholesterinspiegel einen ersten Anhaltspunkt für eine notwendige weitergehende Untersuchung. Ab einem Wert von 200 mg/dl ergibt es Sinn, auch die Untergruppen LDL und HDL bestimmen zu lassen.

Was zählt, ist das Gesamtrisiko

“Neben den Cholesterinwerten müssen bei der Beurteilung jedoch unbedingt auch Faktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Alter, Geschlecht und eine mögliche familiäre Veranlagung berücksichtigt werden”, so Prof. Nikolaus Marx von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Letztendlich zähle das Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nicht der Cholesterinspiegel.

Ernährung macht viel aus

Je höher dieses Gesamtrisiko, desto sinnvoller ist die medikamentöse Behandlung eines erhöhten Cholesterinwertes. Jedoch sollte das erste Augenmerk immer auf die eigenen Ernährungsgewohnheiten und die Lebensweise fallen. Verzichtet man bei der Ernährung auf gesättigte Fettsäuren, wird das Risiko erheblich gesenkt. Es ist aber nicht nötig, sich insgesamt fettarm zu ernähren. Es geht vielmehr darum, gesättigte Fettsäuren mit ungesättigten zu ersetzen. Im Klartext: Eher pflanzliche Lebensmittel und Fisch als Fleisch und fettreiche Milchprodukte.

Statine: Umstrittene Medikamente

Nur wenn der Cholesterinspiegel durch Ernährung und mehr Bewegung nicht in den Griff bekommen werden kann, sollte zur medikamentösen Therapie gegriffen werden. Hier gelten Statine als der Goldstandard. Diese greifen in den Fettstoffwechsel ein und unterbinden die Synthese von Cholesterin. Bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Patienten, der sogenannten Sekundärprävention, ist ihr Einsatz unumstritten.

Deutlich strittiger ist der Einsatz von Statinen allerdings in der Primärprävention, also als Vorbeugung bei eigentlich gesunden Patienten. Häufig klagen die Patienten über Muskelbeschwerden. Außerdem erhöht die regelmäßige Einnahme von Statinen das persönliche Diabetes-Risiko. Dies hänge von der genauen Dosierung und der Art des Wirkstoffes ab, so berichtete 2013 eine Gruppe von Wissenschaftlern im “American Journal of Cardiology”.

Auf der anderen Seite jedoch sind Statine gut geeignet, um Herzanfällen vorzubeugen. Eine Meta-Analyse der Cochrane Collaboration zeigte, dass von 1000 Personen, die über 5 Jahre lang regelmäßig ein Statin einnehmen, 18 einen Herzinfarkt vermeiden werden.

US-Leitlinien verschärfen die Situation

Für viel Diskussion, vor allem unter europäischen Experten, sorgten aber Ende 2013 von den US-amerikanischen Fachgesellschaften veröffentlichte Leitlinien. “Die Empfehlungen der US-Leitlinien haben zur Folge, dass viel mehr Menschen einer Risikogruppe zugeordnet und vorbeugend mit Statinen behandelt werden müssten. Die Statin-Therapie bekommt dadurch ein sehr hohes Gewicht”, soDGK-Experte Prof. Marx.

In Europa folgt man stärker einem Gesamtkonzept der Risikominimierung. Ein Raucher mit Bluthochdruck, aber ohne überhöhte Cholesterinwerte, wird beispielsweise mehr von der direkten Beeinflussung der Risikofaktoren profitieren als von der Gabe von Stationen.

Es sind jedoch bereits Ersatzwirkstoffe bekannt, die bei Patienten mit Statin-Intoleranz zum Einsatz kommen können. Mit ihrer Zulassung ist aber erst in ein paar Jahren zu rechnen.

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Autor

Mein Name ist Alex. Ich bin seit 2011 als Texter und Blogger im Netz unterwegs und werde euch auf Soneba.de täglich mit frischen News versorgen.

2 Kommentare

  1. Ich habe einmal gelesen, dass die meister der “Experten”, die die 2013 US-Leitlinien geschrieben haben, sind Gutachter für Firmen, die Statine produzieren. Ich weiß nicht wie richtig ist das!!!

  2. Holt euch die CD vom Deutschlandfunk zum Thema “Die Cholesterin-Lüge”. Der Cholesterin-Normalwert ist willkürlich von der Pharmaindustrie festgelegt worden. So glauben alle, dass sie “zu hohe” Werte haben und schlucken fleißig Tabletten. Da die Fortbildungsseminare für Ärzte von den Pharmaunternehmen bezahlt werden, weiß auch kaum ein Arzt von der Cholesterinlüge.
    Informiert euch gründlich, bevor ihr schreibt!

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